In ihrer aktuell laufenden öffentlichen Ausschreibung sucht die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Agentur für die „Gestaltung und Programmierung einer Website zu einem historischen Thema“. Geplant ist eine multimediale Website, die Zugang zu historischen Quellen und Zeitzeugeninterviews zum Wirken der letzten DDR-Regierung bietet und den Weg zur Wiedervereinigung 1990 beschreibt. Leistungsumfang ist die Gestaltung des Layouts der Website, die Programmierung und die teilweise Erstellung bzw. Einstellung von Inhalten. So weit so gut.
Kurios wird es bei den Auswahlkriterien: So ist Voraussetzung für die Teilnahme an der Ausschreibung unter anderem die Vorlage einer Referenzliste, die mindestens zwei vom Bieter gestaltete Webseiten umfasst, die historische Themen des 20. Jahrhunderts abbilden. Und nicht nur das. Voraussetzung ist weiter, dass eben diese Webseiten in den vergangenen sieben Jahren gestaltet worden sein müssen. Schon das Erfordernis an sich, auf entsprechende Referenzaufträge verweisen zu können, überzeugt nicht. Denn offenbar geht es nicht um historisches Wissen der künftigen Agenturen, sondern lediglich um die Erfahrung bei der Erstellung von einer Webseite, deren Inhalte zwar bearbeitet, aber ansonsten vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt werden. Und warum dürfen die Referenzaufträge nicht länger als sieben Jahre zurückliegen? Hierauf gibt es auch keine schlüssige Antwort.
Den Zuschlag erhält das wirtschaftlichste Angebot. Daneben ist für die Bundesstiftung die Auswertung der Referenzliste von Bedeutung und mitbestimmend für den wirtschaftlichen Wert der Leistung. Dieses Auswahlkriterium wird von der Stiftung nicht erläutert und unterliegt einer allein subjektiven Bewertung. Jedenfalls dürfte die bislang für die Bundesstiftung tätige Agentur „PROFORMA diese grotesken Anforderungen erfüllen. Ein Schelm, der bei dem Namen dieser Agentur Böses denkt.