Die Landeshauptstadt München schrieb am 05.12.2014 einen Rahmenvertrag über die Erbringung grafischer Leistungen für die Münchener Philharmoniker mit einer Vertragslaufzeit vom 01.02.2015 bis 31.08.2018 aus. Ziel der Ausschreibung war die Weiterentwicklung des Corporate Designs der Münchner Philharmoniker sowie die Anwendung auf sämtliche Kommunikationsprodukte und Publikationen. Die vom Auftragnehmer erwartete Leistung umfasste insbesondere die Weiterentwicklung bzw. Neujustierung der Wort- und/oder Bildmarke, des Erscheinungsbildes „Münchner Philharmoniker“, die Gestaltung des „Jahresprogramms“ sowie einer Publikation zu einem Festival, die Weiterentwicklung der Marke „Spielfeld Klassik“, das Verfassen von redaktionellen Werbetexten, die Einbringung von Ideen und Konzepten sowie die begleitenden Umsetzungsunterstützung für eine Imagekampagne pro Spielzeit.
Ein potentiell schöner Auftrag, wäre da nicht der Haken, die ausgeschriebenen Leistungen eigentlich schon komplett als Teil des Angebots und damit unentgeltlich erbringen zu müssen. Zum einen wurde hier die Weiterführung des bestehenden Corporate Designs unter Verwendung der aktuellen Wortmarke „Die Münchner Philharmoniker – das Orchester der Stadt“, die Schaffung eines neuen Logos für die Marke „Die Münchner Philharmoniker – das Orchester der Stadt“, eine begründete Empfehlung über die zu wählende zukünftige Corporate Design Variante, die Schaffung eines Logos für ein Festival der Münchner Philharmoniker sowie die Weiterentwicklung des Logos und Erscheinungsbildes von „Spielfeld Klassik“ verlangt. Damit nicht genug, sollten die Bieter im Rahmen des Angebots außerdem die bevorzugte Corporate-Design-Variante beispielhaft für ausgewählte Werbemittel inszenieren. Und zwar anhand einer Coverseite für die Abobroschüre 2015/16, einer Coverseite für das Jahresprogramm 2015/16, einer Seite zur Kommunikation des Selbstverständnisses der Münchner Philharmoniker im Jahresprogramm 2015/16, einer Seite mit Beschreibung der Story-Line für das Jahresprogramm 2015/16, einer Coverseite für eine Publikation zu einem Festival, eines Imageplakats für die Münchner Philharmoniker, eines Konzertplakats für die Münchner Philharmoniker, eines Veranstaltungsplakats „Spielfeld Klassik“ sowie eines Imageplakats für Spielfeld Klassik. Das alles im Zuges des Angebotes und ohne Vergütung!
Die Landeshauptstadt München durfte sich also – ohne auch nur einen Cent auzugeben – über eine Vielzahl von Ideen zur Weiterentwicklung des Corporate Designs der Münchner Philharmoniker freuen, bevor der Zuschlag überhaupt erteilt wurde. Wenn er denn tatsächlich erteilt wurde. Denn für die bloße Umsetzung der eingereichten Ideen bedurfte es mit Sicherheit keiner Agentur mehr.